Ein Meer aus tausend Regenbogenflaggen
Am Samstag, den 09. Juli 2022, fand in Bremerhaven erstmals der Christopher Street Day (CSD) statt. Mehr als tausend Teilnehmende haben in der Seestadt für die Rechte von allen queeren Menschen der LGBTIQIA+ Regenbogencommunity demonstriert. Selbst die Veranstalter*innen haben nicht mit so vielen Menschen gerechnet.
„Vom Erfolg unserer ersten Pride-Demo sind wir völlig überwältigt,“ bilanziert Sonja Höstermann, Pressesprecherin vom CSD Bremerhaven. „Im Anschluss haben uns viele positive Rückmeldungen und Dankesbekundungen erreicht. Von der guten Stimmung haben sich sogar viele mitreißen lassen, die zuvor eher skeptisch waren. Rundum war der erste CSD in Bremerhaven ein schöner Erfolg und wir freuen uns auf nächstes Jahr!“
Dankeschön an alle Beteiligten…
Der CSD Bremerhaven schickt ein riesengroßes Dankeschön an die vielen ehrenamtlich Helfenden, an die Zollinlandsinitiative e.V. und an die mit größter Umsicht unterstützenden Behörden. Eine bemerkenswerte Aufmerksamkeit für die Demonstrierenden war zudem die gehisste Regenbogenflagge beim Auswandererhaus, das auf der Demostrecke lag.
… und ein Geburtstagsständchen
Ein besonderer Dank galt dem Team-Mitglied Thorsten Höller aus Bremerhaven. Dieser hat seit fünf Jahren im Bremer CSD-Verein in jeder Sitzung unablässig gefordert, dass es eine CSD-Pride auch in der Seestadt geben müsse. „Seine Hartnäckigkeit erscheint vor dem Hintergrund seiner starken Lernbehinderung in einem ganz besonderen Licht“, erläutert Höstermann. „Jetzt endlich ist sein größter Traum wahr geworden. Wir sind Thorsten sehr dankbar, dass er nicht nachgelassen hat, seinen Traum zu träumen.“ Als Überraschung haben hunderte Kehlen auf der Zwischenkundgebung für Thorsten Höller ein Geburtstagsständchen gesungen, da er zwei Tage zuvor Geburtstag hatte. „Da musste ich kurz weinen“, sagt Höller noch immer gerührt.
Engagement der Bremerhavener Jugend
Dass der Christopher Street Day (CSD) in Bremerhaven erstmals stattgefunden hat, ist zu einem entscheidenden Teil auf das Engagement der Jugendlichen in Bremerhaven zurückzuführen. Hier sind vor allem die Jugendgruppe „PRISM“ und das Team „Queer Fischtown“ zu nennen. Der unermüdliche Einsatz dieser Jugendlichen trägt maßgeblich dazu bei, dass eine lebendige und akzeptierte queere Szene in Bremerhaven entsteht. Diese Leistung ist alles andere als selbstverständlich und verdient unsere Anerkennung!
Gratulation aus Partnerstadt Stettin
Der Austausch mit der Bremerhavener Partnerstadt Stettin war ebenfalls überaus erfolgreich. „Wir gratulieren herzlich zur ersten Pride-Demonstration in Bremerhaven“, so Monika Tichy, Vorsitzende des Vereins „Lambda Szczecin“, die sich über die gute Stimmung in Bremerhaven erfreut zeigte. Die Städtepartnerschaft und den Bremerhavener Austausch mit Stettin hat der Bremer Verein “Queer Cities e.V.” initiiert.
Bereits in zwei Wochen wird ein weiterer Gegenbesuch aus Bremerhaven erfolgen, wenn am 30.07.22 in Stettin der CSD stattfindet. „Es wird vermutlich Widerstand seitens der Bevölkerung und vielleicht sogar seitens der Behörden gegen den CSD geben“, sagt Höstermann, „umso wichtiger ist es, wenn queerer Besuch aus Deutschland dabei ist.“
Internationale Tradition des Christopher Street Days in Deutschland begann in Bremen
Der Christopher Street Day ist ein symbolischer Tag und geht zurück auf den Widerstand gegen Polizeibrutalität von Homosexuellen in New York. Er erinnert an den ersten bekanntgewordenen Aufstand von Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten gegen die Polizeiwillkür in der Christopher Street im Stadtviertel Greenwich Village im Sommer 1969. Seitdem wird in New York am letzten Samstag im Juni, dem Christopher Street Liberation Day, mit einem Straßenumzug (Pride Parade) an dieses Ereignis erinnert. Daraus ist eine weltweite Tradition entstanden, in jedem Sommer Demonstrationen für die Rechte von Schwulen und Lesben sowie der gesamten Regenbogencommunity abzuhalten. Der erste CSD in Deutschland überhaupt fand im Sommer 1979 in Bremen statt.